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Tanz_Vor_Ort

Am 11. Oktober fand die Veranstaltung Tanz_Vor_Ort statt, gefördert vom Fonds für Darstellende Künste. Drei Tänzerinnen und ein Cellist führten das Publikum, auf eine kleine Reise durch Rettigheim. Begonnen scharrten, sprangen, rannten und spielten die Darstellerinnen auf dem Kiesplatz "Unter den Linden". Das Knirschen des Schotters begleitete sie rythmisch zu ihren Bewegungen. Sie verschwanden hinter den Linden und tauchten wieder auf, manchmal bewegten sie sich langsam, wie in einer Blase, manchmal schnell und dynamisch, es schien als würden sie mit einem imaginären Ball spielen.

Das Publikum, welches um den Platz versammelt gewesen war, wanderte dann zu Cellotönen, das erinnerte an den Rattenfänger von Hameln, mit dem Musiker zum nächsten Platz vor der Kirche. Vor einer einzigartigen Kulisse, der Kirche und der herausbrechenden Sonne, davor viele bunte Kreidekreise auf dem Boden, fand es die Tänzerinnen auf dem Boden der Treppen liegend verteilt. Wie Schnecken oder amorphe Wesen krochen sie über die Stufen, dann wieder hingen sie wie zur Architektur gehörend über dem Geländer. Sie schufen, begleitet vom zupfen, kratzen, quietschen des Cellos viele Bilder und Situationen auf verschiedenen Ebenen um die Kirche. Mal liegend, mal sitzen oder stehend, mal auf der Mauer, dem Kirchenfenster oder einem scheinbaren Passarela wanderten sie über die sogenannte "Freiluft-Bühne". Sie spielten mit dem Prinzip von "Auftauchen und Verschwinden", sowie mit dem Gedanken "Aus der Rolle zu fallen", "Gegen den Strom zu schwimmen" und plötzlich verschwanden sie hinter der Mauer und waren fort.

Doch der Musiker wanderte abermals mit seinem Cello voraus und die Leute folgten seinen Klängen, die sich nun schon melodisch verwandelten und feiner, klarer wurden. Die Leute fanden die drei Tänzerinnen an die Seitenwand der "Alten Scheune" geklebt. Wie Gekkos wanderten sie in vielen Stellungen dicht an das Gemäuer gepresst, die Sonne spielte mit Licht und Schatten der Steine. Sitzend auf Fenster, Hinkelstein und Bank gestikulierten sie in einer geckenhaften Sprache zu eigenproduzierten Geräuschen, während der Cellist sich unter den rotgefärbten, herbstlichen Ahorn setzte und schließlich mit einer wunderbaren, melodiösen Suite von Bach die Tänzerinnen zum Rondell lockte und sie wirbelnd dazu tanzten, auf und ab, weitläufig und emotional. Das Publikum, welches auch hier in den bunten Kreisen auf dem Platz stand, war bewegt und gerührt.

Langsam ausebbend malten sie mit ihren Körpern Bilder auf die alten Holztüren der Front der "Alten Scheune", bevor sie dann, den Musiker umzingelnd, auf dem Rondell sitzend endeten.



Fotos: Peter Gutsche / www.silberspur.de

Fotos: Heinrich Schneider


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